Mädchen malen ihre Stärken

Junge Frauen in ihren Fähigkeiten zu bestärken und ihre Kreativität zu fördern.

So umschreibt Ottilie Dreier das Ziel, das sie mit ihrem Engagement erreichen will. Auf den Weg gebracht hat sie dafür gemeinsam mit der Werkstatt Bleichhäuschen das Kunstprojekt "Was macht euch stark?". Diese Frage beantworteten in den vergangenen Wochen elf Schülerinnen der Kunst-Arbeitsgemeinschaft der Osterrath-Realschule. Sie malten das, was ihnen Kraft gibt. Bei Johanna ist das ein lichter Wald. Bei Kim ist es das Meer, auf das eine Frau aus einem Pool heraus schaut. "Es strahlt Ruhe und Frieden aus, die Gedanken können fließen", beschreibt die 15-Jährige ihr Sehnsuchtsbild.

Es sei darum gegangen, eigene Ideen umzusetzen, erklärt Dreier. "Das gelingt in der Malerei einfacher als ein Schmuckstück zu schaffen", meint die Frau, die seit 30 Jahren Goldschmiedin ist, seit 25 Jahren mit einer eigenen Werkstatt. Als sie das Jubiläum ihrer Selbstständigkeit feierte, bat sie ihre Gäste, ihr Kunstprojekt im Bleichhäuschen mit einer Spende zu unterstützen.

Zur Seite stand den Mädchen dessen Leiterin Melanie Körkemeier. "Das Thema war frei, die Mädchen sollten sich mit sich selbst beschäftigen, über die Frage nach ihrer Stärke reflektieren und ihre Antworten frei umsetzen", machte sie keine Vorgaben, sondern bot Hilfestellungen, damit die Teilnehmerinnen ihre Antwort experimentell und kreativ mit Farben und Pinseln umsetzen konnten.

Kreativität findet Dreier nicht nur hochspannend, sondern auch in allen Bereichen wichtig. Als Beispiel nennt sie den Einzelhandel, "wo man sich immer viel Neues einfallen lassen muss, damit die Kunden Interesse haben". Dreier selbst will mit dem Projekt etwas in Gang setzen. Sie selbst hat einen tollen Kunstunterricht gehabt. Bedauerlich findet sie, dass "das Kreative heute den Neuen Medien gewichen ist". Das bestätigt Körkemeier, die Zeit sei schnelllebiger geworden, alles sei eng getaktet, nur noch auf Effektivität fokussiert. Dabei sei Muße wichtig. Beschäftige man sich mit Kunst, sei das auch eine Auseinandersetzung "mit sich selbst und darum wichtig für die eigene Entwicklung".

Als Mitglied der Initiative "Frauen unternehmen" des Bundeswirtschaftsministeriums sieht Dreier in ihrem Tun eine Vorbildfunktion. Für jede Frau sei es gut, eine Ausbildung zu machen und einen Beruf zu lernen, egal ob Konditorin oder Ingenieurin. "Jede sollte auf ihre Begabungen gucken." Dabei gehe es auch immer um die Freude am Tun - und das gelte für jedes Alter. "Man muss sich immer fragen, wo man sich einbringen kann, wie man beweglich bleibt" meint Dreier. An dem Kunstprojekt nahmen auch die Lehrerinnen teil, aktiv. Die Realschülerinnen bewegten sich im und am Bleichhäuschen frei, fühlten sich wohl, probierten sich ohne Zensurendruck aus, tauschten sich untereinander aus - genossen die telieratmosphäre. "Es macht viel Spaß hier", meint Maxine, dass sie auch viel gelernt habe - beispielsweise "wie man Schattierungen besser malt". Als sehr gute und interessante Abwechslung empfindet Kim das Projekt. Dreier hat noch weitere Projektideen. Über die tauscht sie sich bei Treffen mit anderen Vorbild-Unternehmerinnen aus - in Berlin und im Kreis Gütersloh, dort in einem kleinen Netzwerk. "Es gibt so viele und große Potenziale bei Mädchen und Frauen, die nicht genutzt werden", sagt Dreier. Das will sie ändern.

Von Marion Pokorra-Brockschmidt - Neue Westfälische - 26. Juni 2015

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