Handgriffe, die Leben retten

Notärztin und Fachkrankenpfleger lehren Schüler Herz-Lungen-Wiederbelebung

Rheda-Wiedenbrück. Das Projekt „Leben" hat Jutta Grabe, Fachärztin für Anästhesie und leitende Notärztin am St. Elisabeth Hospital, mit ihrem Kollegen Kai-Uwe Bonberg, Fachkrankenpfleger, initiiert. Mit dem Projekt möchten sie und ein Team an Schulen gehen, um junge Menschen mit der Herz-Lungen-Wiederbelegung vertraut zu machen. Denn gerade junge Menschen seien für das Thema zu begeistern.

„Als Notärztin erlebe ich immer wieder, dass Menschen nur zuschauen, wenn jemand einen Herzstillstand erleidet und hilflos am Boden liegt", sagte Grabe gestern in der Osterrath-Realschule, wo sie das Pilotprojekt mit Achtklässlern machte. Solche Situationen stimmen Grabe, die bei noch so großer Eile immer acht Minuten bis zum Patienten benötigt, wütend - sie sei schockiert, aber auch frustriert. Gerade die ersten Minuten nach einem plötzlichen Herztod seien entscheidend. Nur wenn die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes mit sofortigen Wiederbelebungsmaßnahme genutzt werde, habe der Kranke eine echte Chance zu überleben. „Diese Chance verdient jeder."

Pro Minute aktiver Herz-Lungen-Wiederbelebung steigt die Wahrscheinlichkeit des Patienten zu überleben um zehn Prozent, informierte die Notärztin die Schüler. Helfen sei wichtig. Dabei könne man gar nicht viel falsch machen. Selbst wenn der Helfer bei der Herzmassage dem Patienten versehentlich eine Rippe breche, wäre das immer noch besser als zuzusehen, wie er sterbe, meinte Grabe. Deshalb geht das Fachteam jetzt verstärkt in Schulen und möchte ab dem achten Jahrgang diese zweieinhalb Stunden dauernde Übung jedes Jahr wiederholen, damit die wichtigen Handgriffe den Jungen und Mädchen in Fleisch und Blut übergehen und sie die Hemmschwelle überwinden wird. „Unser Ziel ist es, dass wir in zwei bis drei Jahren deutliche Erfolge in den Reanimations-Statistiken sehen", erklärte die Notärztin. Trainiert wird mit den Schülern an einer Puppe. Grabe und Bonberg erklären den Jugendlichen, worauf es ankommt. Schockiert waren die Mädchen und Jungen aus der Klasse 8c, dass auch jüngere Menschen einen plötzlichen Herzstillstand erleiden können oder ihre Eltern. Als Faustregel lernten sie: Rettungsdienst alarmieren, um Hilfe rufen und so auf die Situation aufmerksam machen, horchen, ob der Patient noch atmet und feststellen ob er reagiert. Ist beides mit Nein zu beantworten, ist sofortige Hilfe durch Herzdruckmassage angesagt. Für die Schulen ist das Projekt kostenlos - es soll sich über Sponsoren finanzieren. Das Team des Elisabeth-Hospitals übernimmt die Schulungen in seiner Freizeit, das Krankenhaus unterstützt es bei seinem Vorhaben. Norbert Kreutzmann, Lehrer an der ORS, ist begeistert von dem Projekt. „Wir haben hier schon einige Projekte wie die Schulsanitäterausbildung oder das Verkehrsprojekt mit Gesundheitserziehung. Die Wiederbelebungsmaßnahme ist da eine gute Ergänzung", sagte er. Sein Kollege, Sportlehrer Dr. Olaf Wiertz erklärte: „Wenn es uns durch dieses Projekt gelingt, die Berührungsängste bei unserer Schülern zu nehmen, dann haben wir das Ziel zu 100 Prozent erreicht. Jeder kann letztendlich Leben retten, er muss es nur tun."

Vorbereitung auf den Notfall: Dr. Jutta Grabe und Kai-Uwe Bonberg lassen Lukas Krohme, Björn Harz, Robin-Sophie Büdermann und Melina Dolge (v.l. ) an einer Puppe ausprobieren, wie die Herzmassage funktioniert. FOTO: WALTRAUD LESKOVSEK

Die 30:2-Methode

80 Prozent der Menschen, die einen plötzlichen Herztod erleiden, passiert das in ihren eigenen vier Wänden. Angehörige sind mit solch einer Situation oft überfordert, verschenken kostbare Zeit durch Panikattacken, rufen erst den Nachbarn, bevor sie den Notarzt verständigen. Die 30:2-Methode, das heißt 30 Mal das Herz mit gleichmäßigem Druckmassieren und 2 Mal beatmen bis zum Eintreffen des Notarztes, kann das Leben des Patienten retten. Schüler sollten ihre erlernten Fähigkeiten an die Eltern weitergeben, um sie zu ermutigen aktiv zu werden. Info: Sankt Elisabeth Hospital Gütersloh, Tel. 0 52 41/5 07 75 10, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. (wl)

Quelle: NW, 07.10.2011 - von Waltraud Leskovsek

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