Damit die Schuldenfalle nicht zuschnappt

Aufklärungsarbeit im Sowi-Kurs der ORS

Was für viele ein Tabuthema ist, wurde an der Osterrath Realschule erneut ganz offen diskutiert: Rainer Bartonitschek, Schuldnerberater beim Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM) informierte den 10er Sowi-Kurs über seine tägliche Arbeit. Denn immer mehr junge Menschen heutzutage leben über ihre finanziellen Möglichkeiten, gönnen sich Urlaub „auf Pump“, Telefonieren ohne Maß oder leasen ein viel zu teures Auto. Durch das Projekt „Alles im Griff“ des SKFM im Kreis Gütersloh (die Glocke berichtete am 15.10.2009) will Bartonitschek den Jugendlichen helfen, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was das Leben kostet.

Innerhalb der Unterrichtsreihe „Schuldenprävention“ hatten sich die Schüler des 10er Sowi-Kurses unter der Leitung von Julia Weyrowitz bereits eingehend mit dem Thema „Schulden“ befasst. Unter anderem erarbeiteten sie mit Hilfe von Rollenspielen und Videosequenzen die Bereiche Bürgschaft, Konsum, Werbung sowie die Methoden von Kredithaien. In Theorieblöcken fanden sie Informationen darüber heraus, weshalb Menschen in Schulden geraten, welche Funktion die Schufa hat und wie Banken junge Kunden an sich binden.

Als Auftakt des Präventionsangebotes des SKFM, das langfristig auf weitere Schulen im Kreis ausgedehnt werden soll, gab Bartonitschek den Osterrath-Realschülern Informationen aus erster Hand und berichtete über seinen Berufsalltag. Gleich zu Beginn des Gesprächs räumte der Schuldnerberater mit einem Vorurteil auf: „Niemand verschuldet sich absichtlich, ganz im Gegenteil handelt es sich um einen schleichenden Prozess“. Vor allem betroffen seien junge Menschen ab dem 25. Lebensjahr, die den Überblick über ihre finanzielle Situation verloren haben. „Leider verhindert es oft die Scham dieser Menschen, sich rechtzeitig dem Problem zu stellen“, weiß er aus Erfahrung.

In der Beratungsstelle hat der Schuldnerberater es deshalb weitgehend mit Menschen zu tun, die akute Probleme haben: „Zu mir kommen Leute, deren Lohn gepfändet wurde oder denen Wohnungsverlust droht“, so Bartonitschek. Zu seiner täglichen Arbeit gehört es unter anderem, den Rat suchenden Kunden Lösungsperspektiven aufzuzeigen, um ihre Existenzsorgen so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen. Langfristig bedeutet dies, mit dem Schuldner zusammen eine Aufstellung über die monatlichen Einnahmen und Ausgaben zu erstellen und „Rückzahlungsraten auszuloten, die ein Überleben gewährleisten“.

Abschließend warnte Bartonitschek vor einem Teufelskreis, der vielen ahnungslosen Schuldnern droht: Man dürfe es erst gar nicht dazu kommen lassen, „ein Loch mit dem nächsten zu stopfen“ und immer mehr Kredite aufzunehmen. Als Tipp gab er den Schülern mit auf den Weg, immer den Überblick über ihr Geld zu behalten, zum Beispiel die monatlichen Ausgaben schriftlich in einem Haushaltsbuch festzuhalten. Vor allem sollte man im Internet vorsichtig sein und die allgemeinen Geschäftsbedingungen sorgfältig lesen, bevor man etwas bestellt – sonst kann man böse Überraschungen erleben.

Im Abschlussgespräch bemerkten die Schülerinnen und Schüler, dass es besonders interessant gewesen sei, den Fachmann aus der unmittelbaren Nähe sprechen zu können, da dies die Problematik mehr in ihren persönlichen Alltag rückte, als dass das Fernsehen es könnte.

Aufklärungsarbeit an der Osterrath Realschule: Schuldnerberater Rainer Bartonitschek (rechts) informierte den 10er Sowi-Kurs, der sich unter Leitung von Lehrerin Julia Weyrowitz (links) mit dem Thema „Schuldenprävention“ auseinandersetze, über seine tägliche Arbeit.

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